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+49 451 880 52 63 sbr[at]wort-kunst.info Sybille Benedict-Rux

Kleisterpapiere für die Frühlingspost

Frühlingspostkunst 2019 vom Postkunstwerkblog

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich die wunderbaren Aktionen von Tabea Heiniker und Michaela Müller entdeckt habe: kreative Postkunstwerk-Aktionen in denen man rund und ein Thema kreativ ist und sich dann wechselseitig die kreativen Ergebnisse innerhalb einer Gruppe zusendet . Dies ist erst die vierte kreative Aktion bei der ich mich beteiligt habe und gleichzeitig meine zweite Frühlingspost. Diesmal war das Thema pastellfarbene Kleisterpapiere herzustellen und daraus 3 Sets aus Karten und Umschlag zur Pflege von Brieffreundschaften zu gestalten. Wer Lust hatte konnte noch Beigaben hinzuzufügen.

Was sind denn Kleisterpapiere?!

Ja, das war auch meine erste Frage und so habe ich eine Suchmaschine bemüht, die mir allerlei hilfreiche Ergebnisse ausspuckte. Gemeinsam war den verschiedenen Anleitungen, dass in einen Kleister Farbe als Pulver (Pigmente, Batikfarbenpulver) oder in mehr oder minder oder flüssiger Form wie z.B. Acrylfarbe eingerührt wurde. Als Kleister wurde teils Tapetenkleister verwendet, teils selbstgemachter Kleister. Letzteres war mir sympathischer, das ist im Prinzip wie Pudding kochen.

Ich rührte also Maisstärke in etwas kaltem Wasser an und gab nach und nach unter Rühren kochendes Wasser hinzu, bis die Masse anzog und an Tapetenkleister erinnerte. Mengenangaben kann ich leider keine machen, da ich auch Pudding immer so ungefähr Pi mal Auge mache.

Anschließend heißt es den Kleister abkühlen lassen und dabei häufig rühren, damit sich keine keine Haut bildet. Sobald er kalt ist, kann man Farbe einrühren und schichtweise loskleistern. Die Farbe hat sich in Marmeladengläsern im Kühlschrank erstaunlich lange gehalten.

Kleisterpapiere herstellen

Ich hatte eine größere Menge Kleister auf einmal gekocht und teilte sie portionsweise in Marmeladengläser auf, um sie nach und nach im gewünschten Farbton einzufärben. In den meisten Fällen habe ich Adcrylfarbe oder -tinte verwendet, die ich auch mit weißer Acrylfarbe mischte um einen Pastellton zu bekommen. In einem Fall habe ich testweise Batikfarbe aus dem Fundus genommen, was auch gut geklappt hat.

Die Kleisterfarbe lässt sich verarbeiten oder gut verdrängen, wenn sie noch feucht ist. Dazu kann man Pinsel, Spachtel, Zahnstocker, Kämme oder auch Stempel nutzen. Trägt man auf eine trockene Farbschicht eine neue Kleisterfarbschicht auf und bearbeitet diese, so kommt die untere Farbschicht teilweise wieder zum Vorschein und es entstehen interessante Muster.

Variante 1: gelb-grün mit roten Akzenten

Kleisterpapiere in Gelb und Grün
Die erste Kleisterpapier-Variation: Umschläge und Kartenvorderseite

Ich hatte schon einige konkrete Vorstellungen als ich mich an die Herstellung der Sets machte und ging zuerst sehr planvoll vor. Beim Auftragen der Kleisterfarbe wellte sich das Papier stark wenn es feucht wurde. Damit die Papiere anschließend beim Trockenen wieder glattzogen, habe ich sie auf Malbretter aufgezogen, wie ich das beim Aquarellieren oft mache. Das funktionierte sehr gut, brachte mich nachher aber auch ein wenig in Zeitnot, da ich nur eine begrenzte Zahl an Brettern zur Verfügung hatte und nach dem Aufziehen der Blätter jeweils warten musste, bis alles getrocknet war.

Eine erste, hellgelbe Farbschicht bildete den Hintergrund. Angelehnt an die Frühlingspost vom letzten Jahr habe ich eine zweite Farbschicht in Morgentau-Grün darübergelegt und durch Stempeln und Einritzen von Linien das Gelb wieder freigelegt. Das Ergebnis gefiel mir zwar schon ganz gut, aber ich habe dann noch mit den Stempeln stellenweise die Tulpen noch rosa bis rot bestempelt.

Für die Umschläge hatte ich einfaches Zeichenpapier verwendet, für die Klappkarten habe ich zu Mixed Media-Malkarton mit einer Grammatur von 265g/m2 gegriffen und sie direkt bekleistert. Die Ränder habe ich jeweils mit Washi-Tape abgeklebt, um einigermaßen glatte Kanten zu bekommen.

Variante 2: Kirschblütentraum

Die zweite Variante sollten Kirschblütenzweige hellblau-rosa werden. Für den Blauton nahm ich wieder Acrylfarbe, für das Rosa mischte ich etwas Batikpulver und etwas was weiße Acrylfarbe in den Kleister. Das klappte gut und sah irgendwie wie Erdbeerjoghurt aus. Roch allerdings nicht annähernd so gut.

Kleisterfarbe in Rosa und Kleisterpapier hallblau auf Rosa
Erdbeerjoghurt oder Kleisterpapier?

Die erste Schicht also Rosa. Ich schnitzte einen Kirschblütenstempel um die zweite, hellblaue Schicht in Blütenform stempelnd zu verdrängen. Die Stengel ritzte ich mit einem Gummipinsel in die feuchte Farbe. Auch hier mochte ich das Ergebnis, aber mir fehlte noch ein Akzent, so dass ich in einem dunkleren Ton noch eine Blüte drüber gedruckt habe.

Variante 3 in Rosa-Apricot

Ich hatte noch etwas Rosa von den Kirschblüten übrig. Da war auch noch etwas Gelb von der ersten Variante, das ich mit einer Spur Orange in Apricot verwandelte. Nun wollte ich auch eine Variante des bunten Durcheinanders versuchen, das ich bei anderen Postkunstwerklerinnen auf Instagram gesehen hatte. Ich kleckste also eine Spur Rosa auf’s Papier und eine in Apricot schob die Farbe mit einem Spachtel und nur wenig Druck in schnellen Bewegungen hin und her und ging dann stellenweise nochmal mit einem kammartigen Spachtel drüber. Schon hatte ich wunderbare Farbspiele und Nuancen.

In ähnlicher Weise habe ich die Postkarten mit den Resten der Variation auf dem Mixed Media-Karton gemacht. Hier habe ich noch etwas Acryltinte in Gold miteingebracht und die Farbschicht nach dem Trocknen mit dem Kirschblütenstempel bestempelt.

Aus den Resten des Postkartenblattes habe ich kleine Lesezeichnen ausgeschnitten und eine Sonne ausgestanzt. Aus Resten der Kleisterpapiere für die Umschläge sind die Herzanhänger entstanden.

Und so sehen die fertigen Sets aus.

Zu Briefumschlägen verarbeitete Kleisterpapiere
Vorderansicht der Umschläge
Verarbeitete Kleisterpapiere: Briefumschläge, Karten und Beigaben zur Frühlingspost 2019

Abends wenn ich die gewellten Papier auf den Malbrettern verließ hatte ich oft Zweifel, ob die Kleisterpapiere gut aussehen würden, aber morgens wenn ich gespannt die Treppe hochkam, war ich immer freudig überrascht über das Ergebnis. Ursprünglich wollte ich auch noch eine Variante mit Walzendruck machen, dazu ist es aber aus Zeitmangel nicht mehr gekommen. Ich schätze, das werde ich bei Gelegenheit mal nachholen, denn ich habe sehr viel Spaß mit den Kleisterpapieren gehabt und finde sie sind ideal für die Weiterverarbeitung zu allerlei schönen Dingen…

Vielen Dank an Tabea Heiniker und Michaela Müller vom Postkunstwerkblog für Ihre immer wieder tollen Ideen und die Organisationen der Postkunstwerk-Aktionen. Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht!

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3 Comments
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verfuchstundzugenäht
1. Mai 2019 10:39

Die Erbeerjogurt Kirschblüten sind ja total zauberhaft! Schön geworden! Du bist so richtig im Pastell gelandet!

Ulrike
2. Mai 2019 19:22

Richtig toll, dass du so ausführlich über deine Erfahrungen hier berichtest. …hach, deine Mischung sieht wirklich wie Erdbeerquark aus…und wieviel Arbeit du dir mit dem Abkleben gemacht hast, kein Wunder, dass du in Zeitnot gekommen bist. Ja, die Blätter rollen sich, wenn nur eine Seite befeuchtet wird, aber ich habe sie nach dem Trocknen einfach über die Tischkante gezogen und dann über Nacht unter eine schwere Ghabbeh-Brücke gelegt. So wird alles super plan.
Jetzt geht die schöne Aktion ja schon bald zu Ende, ich wünsche dir noch tolle Post!
Liebe Grüße Ulrike

dieJudika
8. Mai 2019 21:57

Wie schön, dass Du Deine Herangehensweise so genau schilderst, da kann man einiges lernen, wunderhübsche Sets hast Du gestaltet.
viele Grüße Margot

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